Die offene Stadt
15. Juli 2013
Der Ausdruck „Krise“ begleitet die Welt seit nunmehr über einem Jahrzehnt. Dabei sollte man genauer von einer Summe von Krisen sprechen, die immer wieder Szenarien des Zusammenbruchs hervorrufen – von der Insolvenz einzelner Banken über den Staatsbankrott bis hin zum Kollaps des globalen Wirtschaftssystems. Aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht wird die Krise oft als Episode dargestellt, die es zu überwinden gilt. Doch greift dies angesichts der Dauer der Krise beziehungsweise der Vielzahl von Krisen nicht zu kurz?
Die diesjährige Meisterklasse „Crisis and Collapse“ wird das Thema aus kulturwissenschaftlicher Sicht behandeln. Dabei geht es nicht nur um Krisenanalysen, sondern auch darum, welche Stellung Krisen und der Ausdruck „Krise“ in modernen Gesellschaften einnehmen. In seinem Eröffnungsvortrag konzentriert sich Richard Sennett, der Soziologie und Geschichte an der New York University und der London School of Economics and Political Science lehrt, auf eine städtische Perspektive. Ihn interessiert dabei besonders, wie die äußeren Gegebenheiten im städtischen Umfeld bestimmen, wie friedlich oder konfliktreich sich das Zusammenleben der Menschen darin gestaltet. Inwiefern beeinflusst das Design einer Stadt, ob und wie soziale Grenzen gezogen werden? Und was schafft Nähe, was Distanz?
Vom 22. bis 29. Juli werden in der Meisterklasse junge Nachwuchswissenschaftler aus vielen Ländern mit renommierten Professorinnen und Professoren – den „Meistern“ der Kulturwissenschaften – diskutieren. Dieses Jahr sind neben Richard Sennett der Literaturwissenschaftler Prof. Karl Heinz Bohrer (Stanford, London), die (Finanz-)Soziologin Prof. Karin Knorr Cetina (Konstanz/ Chicago) sowie Prof. Saskia Sassen, Soziologin an der Columbia University in New York, der Einladung von Bernhard Giesen gefolgt, der die Meisterklasse seit über zehn Jahren organisiert. Die Meisterklasse wird gefördert vom Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“.